Warum Aktien bei einem langfristen Anlagehorizont wichtig sind
Der Artikel erklärt, warum Aktien bei einem langfristen Anlagehorizont (10+ Jahre) wichtig sind und ins Portfolio gehören.
Zuerst werden die verschiedenen zur Auswahl stehenden Anlageklassive kurz vorgestellt, inklusive Aktien. Damit nachher die historischen Renditen korrekt interpretiert werden können, wird kurz über nominale und reale Rendite gesprochen. Danach folgt die historische Betrachtung, sowie, was das für die Zukunft bedeuten kann. Danach werden die erarbeiteten Fakten diskutiert und ein Fazit gezogen.
Grundlagen zu Anlageklassen, Risiko und Renditen
Steht Geld zur Verfügung zum Sparen und Investieren, so kann in verschiedene Anlageklassen investiert werden. Das sind zum Beispiel: Sparkonto bei einer Bank, Anleihen und Anleihenfonds, Aktien und Aktienfonds. Anleihen sind Darlehen an den Staat oder Unternehmen. Dann gibt es noch kompliziertere Anlageklassen wie zum Beispiel: Immobilien, Rohstoffe, Hedge-Funds, Private Equity usw.
Diese verschiedenen Anlageklassen haben verschiedene Risiken und Renditeaussichten. Mit Risiko ist gemeint, dass zum Beispiel Aktien stärker im Wert schwanken als Anleihen. Und Anleihen schwanken stärker als das Sparkonto bei einer Bank.
Dafür sind die Renditeaussichten für Aktien höher als für Anleihen. Und für Anleihen höher als auf dem Sparkonto.
Unterschied nominelle zu realer Rendite
Die Renditen werden in Prozent Rendite angegeben, normalerweise als Rendite für ein Jahr. Bei einer Rendite von 7% über 1 Jahr werden aus CHF 100.00 am Anfang CHF 107.00 am Ende des Jahres. Und dann CHF 114.49 am Ende des nächsten Jahres.
Wenn über Renditen gesprochen wird, muss unterschieden werden zwischen nominaler und realer Rendite.
Die nominale Rendite ist 7%, wenn aus CHF 100 am Anfang des Jahres CHF 107 am Ende des Jahres werden. Sie wird berechnet indem man die Veränderung durch den Anfangswert teilt, also (107-100) / 100 = 0.07.
Die reale Rendite ist die nominelle Rendite angepasst um die Inflation. Es ist schön, wenn CHF 100 zu CHF 107 am Ende des Jahres werden. Wenn mit diesen CHF 107 am Ende des Jahres aber weniger gekauft werden kann als mit CHF 100 am Anfang des Jahres, weil es Inflation gegeben hat, so ist die nominelle Rendite weiterhin 7%, die reale Rendite aber tiefer. Die reale Rendite soll also den "Kaufkraftzuwachs" ausdrücken. Ist zum Beispiel die nominale Rendite 7% und die Inflation 2%, so ergibt sich daraus eine reale Rendite von etwa 5%. Das bedeutet, dass Ende des Jahres 5% mehr Güter gekauft werden können mit dem investierten Geld als am Anfang des Jahres.
Tendenziell ist die nominelle Rendite in Jahren mit höherer Inflation auch höher, aber das stimmt nie genau.
Historische Renditen der verschiedenen Anlageklassen in der Vergangenheit
Die historische Rendite von Schweizer Sparkonten von 1952 bis 2006 war wie folgt:
Anlageklasse | nominal | real |
---|---|---|
Sparkonto | 3.06% | 0.36% |
Die historische jährliche Rendite von 1926 bis 2020 von Schweizer Aktien und Obligationen war wie folgt1:
Anlageklasse | nominal | real |
---|---|---|
Obligationen | 4.21% | 2.23% |
Aktien | 7.82% | 5.77% |
Die internationalen Aktienmärkte und Obligationen sind in etwa ähnlich.
Erwartete Renditen der Anlageklassen in der Zukunft
In unterer Tabelle ist das erwartete Wachstum von CHF 100 investiert in verschiedene Anlageklassen aufgeführt.
Es wird mit realen Renditen gerechnet, so dass zum Beispiel 10% Rendite dann auch wirklichen Wertzuwachs in der Kaufkraft von 10% entsprechen.
Als erwartete Rendite pro Jahr in der Zukunft werden die Werte aus dem vorherigen Kapitel mit historischen Renditen genommen.
Anlageklasse | 1 Jahr | 10 Jahre | 20 Jahre | 30 Jahre |
---|---|---|---|---|
Sparkonto (reale Rendite 0.36%) |
100.36 | 103.65 | 107.45 | 111.38 |
Anleihen (reale Rendite 2.23%) |
102.23 | 124.68 | 155.44 | 193.80 |
Aktien (reale Rendite 5.77%) |
105.77 | 175.24 | 307.08 | 538.12 |
Diskussion
Wie in der oberen Tabelle zu den zukünftig erwarteten realen Renditen gelesen werden kann, wird aus CHF 100 auf dem Sparkonto nach 30 Jahren CHF 111.
Dies ist eine erwartete Rendite und die Realität wird davon nach oben oder unten abweichen.
Beim Sparkonto entsprechen diese CHF 111 einer realen Rendite von 11%. Bei den Anleihen sind es CHF 194 (Rendite 94%) und bei den Aktien CHF 538 (Rendite 438%). Die erwartete Rendite für Aktien ist viel, viel höher als für ein Sparkonto.
Nun kann man sagen, dass das Sparkonto dafür eine sicherere Anlage ist und man dort kein Geld verlieren kann im Vergleich zu Aktien.
So sicher ist ein Sparkonto aber auch nicht. Das Sparkonto und die Anleihen sind "Geld" und zwar Schweizer Franken. Diese beiden haben nur Wert, solange der Schweizer Franken einen Wert behält. Kommt es zu einer plötzlichen hohen Inflation, so werden die (nominalen) Zinssätze eventuell nicht schnell genug in die Höhe schnellen um den Kaufkraftverlust durch die Inflation auszugleichen. Kurzum, im Extremfall wenn Geld wertlos wird, kann man auch bei einem Sparkonto und Anleihen viel bis sogar alles verlieren.
Bei Aktien stehen Unternehmen dahinter, die ein Produkt an Kunden verkaufen und damit Geld verdienen. Und aufgrund dieses Gewinnes und dem Reinvestieren dieser Gewinne treibt es die Aktienpreise immer weiter in die Höhe.
Solange diese Unternehmen nicht pleitegehen und ihre Produkte weiter herstellen und mit einem kleinen Profit verkaufen können, werden die Aktien auch einen Wert haben.
Es ist möglich, dass es an den Aktienmärkten auch über eine so lange wie 30 Jahre nicht gut läuft. Aber dass wenn man in viele verschiedene Aktien investiert, diese am Ende der 30 Jahre weniger wert sind als die CHF 111 vom Sparkonto, da müsste enorm viel schlecht laufen. Da müsste es sehr grosse wirtschaftliche Probleme geben.
Was könnte zu solch grossen wirtschaftliche Probleme führen? Mögliche Szenarien sind Umweltkatastrophen, sozialen Unruhen, gravierende ansteckende Krankheiten, Kriege und ähnliches.
Wenn man für solche Szenarien auf der sicheren Seite sein möchte, dann muss man auch über Lebensmittelvorräte, Bunker, Waffen, Staatsbürgerschaften und dergleichen nachdenken.
Und behält in solchen extremen Fall "Geld" in Schweizer Franken wirklich seinen Wert als sichere Anlage? Klar ist das nicht.
Fazit
Aus den in der Diskussion aufgeführten Gründen sollten Aktien in einem langfristigen Portfolio immer beigemischt sein. Nur Sparkonten und Anleihen alleine sind keine gute Lösung, da Aktien viel höhere Renditeerwartungen haben und auch Sparkonten und Anleihen keine völlig sicheren Anlagen sind. Ein Portfolio, welches auch Aktien enthält, ist über einen längeren Zeithorizont die bessere Wahl. Wie viele Prozent des Portfolios genau in Aktien investiert werden sollten, hängt von den Umständen im Einzelfall ab.
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