Warum passiv investieren?

Der Artikel beginnt damit, was passives Investieren ist. Danach werden die Renditeunterschiede von aktivem zu passivem Aktieninvestment diskutiert. Und am Schluss wird besprochen, warum passives Investieren funktioniert.

Definition passives Investieren

Passives Investieren bedeutet, dass wahllos in alles investiert wird, was zur Verfügung steht in der gewünschten Anlageklasse.

Es wird nicht versucht einzelne Anlagen zu analysieren und die besten auszuwählen.

Ein Anlageuniversum ist die Gruppe an Investments, die einem Investor zur Verfügung stehen. Er muss enscheiden, in welche dieser Anlagen im Anlagenuniversum er wieviel investieren will. Das Anlageuniversum kann zum Beispiel alle Aktien der Schweiz oder weltweit sein.

Passives Investieren lässt sich an einem kleinen Beispiel mit einem Anlageuniversum aus 5 Aktien wie folgt illustrieren:

UnternehmenAnzahl ausstehende AktienPreis pro Aktie CHFTotaler Unternehmenswert CHFProzent Unternehmenswert am Total aller
Unternehmen A1'000120.05120'050.0014.09%
Unternehmen B1'500160.35240'525.0028.23%
Unternehmen C1002'353.00235'300.0027.62%
Unternehmen D2'000100.00200'000.0023.48%
Unternehmen E3'33316.8055'994.406.57%
Total851'869.40100.00%

Bei passivem Investieren würde in obigem Beispiel 14.09% in Unternehmen A investiert, 28.23% in B, 27.62% in C, 23.48% in D und 6.57% in E investiert. Dabei werden keine Entscheide getroffen, da die Mathematik alles vorgibt.

Im Unterschied zu aktivem Investieren, wurden dabei keine Anlageentscheide getroffen im Stile von in Unternehmen A wird investiert, weil es gute Produkte und gutes Management hat oder weil es auf einer Chart-Analyse gerade gut aussieht.

Damit nicht jeder passive Investor selbst diesen Aufwand betreiben muss um alle verfügbaren Aktien aufzulisten und die Prozentsätze zu berechnen und danach in jede Aktien einzeln zu investieren, ist es einfacher in einen passiven Fond zu investieren. So ein passiver Fond hat diese Berechnungen bereits für sich durchgeführt hat. Dieser Fond stellt einem Investor dann alle verfübaren Investments in den richtigen Prozentsätzen zur Verfügung.

Die einfachste Art passiv zu Investieren ist also in einen passiven Fond zu investieren. Diese passiven Fonds machen die Berechnungen meist auch nicht selbst, sondern bilden einen Index nach, der die Berechnungen gemacht hat. Solche Fonds werden als (passive) Indexfonds bezeichnet.

Sehr wichtig beim passiven Investieren ist das, dass in was investiert wird, an einem Mark gehandelt ist. Dies wird weiter unten im Detail behandelt.

Historische Rendite von passiven Aktienfonds

Es gibt immer wieder Studien, welche die Rendite von aktiv gemanagten Fonds vergleichen mit passiven Indexfonds.

Es geht dabei darum herauszufinden, ob ein aktiv gemanagter Fond mehr Rendite liefert, weil der dortige Investmentmanager über besondere Fähigkeiten verfügt. Um so etwas zu untersuchen, muss ein langer Zeithorizont angeschaut werden.

Zufallseffekt

Wird nur ein kurzen Zeithorizont angeschaut, dann spielt der Zufall eine grosse Rolle. Werden zum Beispiel die Performance von 100 aktiv gemanagten Fonds mit der des Vergleichsindexes (oder passiven Indexfond) verglichen, so werden nach einem Jahr viele davon den Vergleichsindex schlagen. Daraus zu schliessen, dass diese Investmentmanager besondere Fähigkeiten haben, wäre falsch.

Um den Zufall bei einem kurzen Zeithorizont besser zu illustrieren, wird hier nun ein theoretisches Beispiel gemacht. Nehmen wir an, es werden heute neu 100 aktiv gemanagte Fonds gegründet und die Investitionsentscheide bei jedem dieser Fonds einem 3-jährigen Kind übertragen. Nach einem Jahr werden vielleicht 50% der Fonds besser abschneiden als der Vergleichsindex und 50% schlechter. Diejenigen, die am besten performt haben als die am besten gemanagten Fonds zu bezeichnen, wäre aber ein Trugschluss. Es handelt sich um reinen Zufall. Oder glauben Sie, dass einer dieser 3-Jährigen ein Finanzgenie ist? Und das ist auch bei professionellen Fonds nicht anders über einen kurzen Zeithorizont - die meisten Mehrrenditen sind nichts als Zufall.

Es müssen ca. 10 Jahre Rendite angeschaut werden, damit die Renditeunterschiede nicht mehr nur hauptsächlich im Zufall begründet sind.

Risikoeffekt

Es gibt noch einen zweiten Grund, warum aktiv gemanagte Fonds über einen kurzen Zeithorizont besser abschneiden können als der Vergleichsindex. Dieser zweite Grund hat auch nichts mit besonderen Fähigkeiten des Investmentmanagers zu tun: höheres Risiko.

Geht ein Investmentmanager ein höheres Risiko ein, indem er zum Beispiel systematisch nur in diejenigen Unternehmen investiert, welche viel Fremdkapital haben, so wird er in einer gut laufenden Wirtschaft und steigenden Aktienpreisen tendenziell besser abschneiden als der Vergleichsindex. Dies kann für viele Jahre gutgehen, solange die Wirtschaft gut läuft und die Aktienpreise stetig weiter steigen. Kommt einmal eine Rezession mit kollabierenden Börsenpreise, so verlieren diese Fonds mit höherem Risiko leider tendenziell auch stärker an Wert als der Vergleichsindex.

Um auszuschliessen, dass die Mehrrendite von einem aktiv gemanagten Fond nur durch mehr Risiko erreicht wurde, sollte möglichst ein ganzer Wirtschaftszyklus mit steigenden und fallenden Aktienpreisen für den Renditevergleich betrachtet werden. Das ist ab ca. 10 Jahren der Fall.

Resultate von Studien

Die Resultate von Studien sind jeweils ähnlich: Ab einem Anlagehorizont von 5-10 Jahren und aufwärts, haben die aktiv gemanagten Fonds jeweils aller meistens (sagen wir >95% der Fälle) eine ähnliche oder gar leicht tiefere Rendite als die passiven Indexfonds.

Die aktiv gemanagten Fonds sind zwar in der Performance ihrer Aktien leicht besser als die passiven Fonds. Jedoch kostet der Manager des aktiven Fonds auch etwas und diese "Verwaltungskosten" fressen die bessere Rendite im Durchschnitt weg.

Und bei diese ganz wenigen aktiv gemanagten Fonds, die immer noch eine Mehrrendite haben, ist es schwierig einzuschätzen, ob es auch in Zukunft so weitergehen wird. Viele Investmentstrategien funktionieren nur bei kleineren Fondgrössen gut und verlieren ihren Effekt wenn der Fond zu stark wächst durch Neugelder. Zudem wechselt bei den Fonds manchmal auch der Investmentmanager und damit ist die Person, die die vergangene Performance zu verantworten hat, nicht mehr dabei.

Ausnahmeerscheinung: Aktiv gemanagte Investmentfonds mit konstant besserer Rendite

Es gibt sie aber, die Investmentmanager, die über viele Jahre hinweg eine bessere Rendite erwirtschaften als der Gesamtmarkt.

Ein sehr bekanntes Beispiel für einen Investment Manager mit langjähriger Überperformance ist Warren Buffett. Schön wäre es natürlich, Warren Buffet hätte früh einen Investmentfond gegründet hätte, bei welchem investiert hätte werden können. Auf eine Art hat er das auch gemacht, sein Investmentfond war das "Berkshire Hathaway"-Unternehmen, welche börsenkotiert ist. Man hätte um 1964 Aktien von Berkshire kaufen können, als Buffett die Kontrolle übernahm.

Es ist aber sehr schwierig bis realistischerweise für die meisten Leute unmöglich, diese Investmentmanager rechtzeitig zu identifizieren, um bei ihnen investieren zu können.

Oft erweist sich eine langjährige Mehrrrendite dann eben doch als Zufall oder als grösseres Risikoeingehen, was im zweiten Fall zu einer Unterperformance in schlechten Börsenzeiten führen kann.

Fazit aufgrund historischer Renditen

Kurzum, passives Investieren ist über einen längeren Zeithorizont oft besser als sein Geld einem aktiven Fondmanager anzuvertrauen.

Was sicher gesagt werden kann ist, dass passives Investieren eine gute Alternative zu aktiv gemanagten Fonds ist.

Warum funktioniert passives Investieren?

Sehr wichtig beim passiven Investieren ist, dass die Investitionsobjekte an einem Markt gehandelt sind.

Das können zum Beispiel Aktien sein, die an einer Börse gehandelt werden. Oder es können börsengehandelte Anleihen sein.

Nicht in diesem Sinne an einem Markt gehandelt werden zum Beispiel: nicht-kontierte Aktien und Immobilien. Bezüglich Immobilien, gibt es wohl einen "Immobilienmarkt", aber jede Immobilie ist einzigartig. Damit kommen nicht verschiedene Akteure zusammen und finden gemeinsam einen fairen Preis. Wird eine Immobilie verkauft, so gibt es wohl verschiedene Bieter, aber eben nur einen Verkäufter. Würde jemand tatsächlich wahllos einzelne Immobilien kaufen, so wird er im Durchschnitt einen zu hohen Preis bezahlen.

Warum passives Investieren funktioniert, lässt sich am besten anhand eines Beispiels veranschaulichen:

Nehmen wir an es gibt Aktien von 100 verschiedenen Unternehmen. Für Aktien von Unternehmen deren Gewinne schneller wachsen muss etwas mehr bezahlt werden, dafür werden die Dividende in Zukunft dann stärker steigen. Und für Aktien von Unternehmen, deren Gewinne nicht mehr so stark wachsen und deren Dividenden auch nicht so start steigen werden in Zukunft, muss weniger bezahlt werden.

Die Preise der Aktien sind dabei genau so, dass die zukünftige Rendite mit jeder einzelnen Aktie dieselbe sein wird. Das heisst, alle Aktien werden zum fairen Preis gehandelt.

Wird nun plötzlich:

  • eine Aktie A zu billig gehandelt (aus was für einem Grund auch immer)
  • und eine andere Aktie B zu teuer,

so kann eine Mehrrendite erzielt werden, indem

  • Aktie A gekauft wird
  • und Aktie B verkauft (falls man sie im Portfolio hat).

Verschiedene Akteure an den Finanzmärkten werden das sehen und entsprechend handelt.

  • Da nun die Aktie A vermehrt nachgefragt wird, steigt ihr Preis.
  • Und aufgrund des Verkaufsdruckes von Aktie B wird deren Preis sinken.

Dies geschieht so lange, bis der Markt wieder im Gleichgewicht ist und wieder alle Aktien fair bewertet sind.

Das heisst, die Akteure an den Finanzmärkten sorgen dafür, dass alle Aktien jeweils fair bewertet sind. Das heisst aber auch, dass es eigentlich keinen Unterschied mehr macht, welche Aktien gekauft werden, da alle Aktien dieselbe Renditeerwartung haben.

Aus dieser Überlegung heraus wird beim passiven Investieren schlicht alles gekauft.

Das Ganze funktioniert aber nur, solange die Aktien an einem Markt mit verschiedenen Akteuren gehandelt werden. Die ist notwendig für die Findung dieses "fairen" Preises.

Ein Beispiel, wo ein solcher Markt nicht existiert: Würde jemand in seinem Bekanntenkreis verkünden, dass er egal welche Aktien zu egal welchem Preis aufkaufen würde, so kann er davon ausgehen, dass einige seine Bekannten ihm fast wertlose Aktien zu überhöhten Preisen übergeben würden. Die Rendite würde sich als schlecht erweisen. Es braucht einen (Börsen-)Markt, damit nicht zu viel bezahlt wird.

Wenn mit passivem wahllosem investieren in alles dieselbe Rendite erreichen kann, warum machen sich dann Leute noch die Mühe aktiv Unternehmen und Aktien zu beurteilen und dann daraus Investitionsentscheide abzuleiten? Weil mit aktivem Investieren im Durchschnitt eine ein klein wenig bessere Rendite erreicht werden kann. Wenn dann aber diese Person für ihren Aufwand Lohn beziehen möchte, so ist das Resultat am Schluss nach Abzug dieser Lohnkosten allermeist nicht mehr besser als beim passives Investieren, wie bereits in vorherigem Kapitel besprochen.

Nebenbemerkung: Selbstverständlich haben in der Realität nicht alle Aktien dieselbe Renditeerwartung, wie in obigem Beispiel. Es gibt risikoreichere Unternehmen und bei denen wird eine höhere Rendite verlangt, um in sie zu investieren. Dann gibt noch viele weitere Faktoren, die einen Einfluss haben, welche Renditeerwartung die Aktien haben sollten um relativ zueinander fair bewertet zu sein. Den Grundgedanken des passiven Investierens verändern diese Details aber nicht.

Fazit

Aktives Investieren ist aufwändig. Es ist anspruchsvoll einzelne Aktien oder aktiv gemanagte Aktienfonds auszuwählen und danach regelmässig im Auge zu behalten.

Passives Investieren hat gegenüber aktivem den Vorteil, dass im Durchschnitt dieselbe Rendite erreicht werden kann, aber ohne den mit aktivem Investieren verbundenen Aufwand.

Da beim passiven Investieren breit investiert wird, sind passive Investmentportfolios meist diversifizierter als aktiv gemanagte.




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